Abschied

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Rainer Maria Rilke: Abschied (1900)

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Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
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Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
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grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
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noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.

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Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,
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das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,
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zurückblieb, so als wärens alle Frauen
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und dennoch klein und weiß und nichts als dies:

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Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,
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ein leise Weiterwinkendes – , schon kaum
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erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,
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von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.

(Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024. Ursprünglich aus: Deutsches Textarchiv, CC BY-SA 4.0.)

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    Veröffentlicht am
    1/19/2025

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Rainer Maria Rilke
(1875–1926)

* 04.12.1875 in Prag, † 29.12.1926 in Montreux

männlich, geb. Rilke

natürliche Todesursache | Leukämie

österreichischer Lyriker, Erzähler, Übersetzer und Romancier (1875–1926)

(Aus: Wikidata.org)