Elegie

Bitte prüfe den Text zunächst selbst auf Auffälligkeiten und nutze erst dann die Funktionen!

Wähle rechts unter „Einstellungen“ aus, welcher Aspekt untersucht werden soll. Unter dem Text findest du eine Erklärung zu dem ausgewählten Aspekt. Nicht jede Anmerkung ist für die Analyse gehaltvoll.

Ernst Moritz Arndt: Elegie (1814)

1
Bist du es, Traum der Jugend mit all deinen lieblichen Blüten,
2
All deiner sprossenden Lust, all deiner Hoffnungen Glanz?
3
Führst du mit Wehmut zurück im Schleier schimmernder Nächte
4
Holde Gestalten, die längst bei den Entschlafenen ruhn?
5
Ach! oft schwirret dein Laut süßtönend in goldene Saiten.
6
Mir, von Tränen genetzt, weigert die Laute den Klang,
7
Und es zittert die Hand, die Arme spreiten Umarmung
8
Aus, doch die weichende Luft nimmt ihre Schatten zurück.
9
Nein, ein grünendes Grab, von späteren Rasen gewölbet,
10
Späteren Tränen benetzt, sendet den liebenden Geist.
11
Ja, du bist es, du Weib, das mich geboren, du kühnes,
12
Hohes und mutiges Herz, welches mich liebend umschwebt.
13
Mächtiger fühle ich mich, zu ringen mit Schwert und mit Leier,
14
Für das Vaterland frisch nehm' ich den blutigen Tod,
15
Für die Tugend, das Märchen der Schnöden, männlicher duldend
16
Wandl' ich mutig den Pfad, welcher zu Himmlischen führt.
17
Solches wehet von dir und strömet aus heiliger Nähe,
18
Was du dem Knaben oft, öfter dem Jüngling gelehrt.

19
Herrliches Weib, wo ist dein Leben nach der Verwandlung,
20
Welche, Tod genannt, frischeres Leben verjüngt?
21
Bist du die Stimme der Nacht, der Klang sehnsüchtigen Lenzes,
22
Philomele, die sonst oft um den Schlaf dich betrog?
23
Bist du der Blumen, der Nachtviolen, der züchtigen Veilchen,
24
Deren Gespielin du oft warst in einsamer Nacht?
25
Oder der zärtliche Geist des Lüftchens, der, sanft durch die Blätter
26
Rieselnd, Demut und Ernst haucht in die lauschende Brust?
27
Bist du des Abendrots, der leuchtenden Flamme des Morgens
28
Ein lebendiger Teil, heiligsten Lebens ein Teil?
29
O du hubest mich oft, den lallenden Knaben, zum Lichte,
30
Zu den Göttern hinauf, segnend und betend zugleich,
31
Hingst mit sehnendem Blick demütig hoffender Liebe,
32
Schauend ins tiefe Blau, selig am Sternenglanz.
33
Wo du auch bist und was du auch bist, dich ehren nicht Tränen,
34
Nein, ein männliches Herz, nein, ein rüstiger Lauf.
35
Gib dem Brennenden denn die heilige Weihe, daß oben
36
Bei den Himmlischen einst Licht sich vereine dem Licht.

(Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024. Ursprünglich aus: Deutsches Textarchiv, CC BY-SA 4.0.)

Einstellungen

    Text teilen & herunterladen

    PDF-Export

    Arbeitsblatt zur Interpretation herunterladen

  • Äußere Form

  • Sprachlich-inhaltliche Analyse

  • Voller Zugriff auf Textopus

    • Interaktive Analyse von über 65.000 Gedichten und über 700 Dramen

    • Zugriff auf mehr als 400 Rezitationen und hilfreiche Epochenübersichten

    • Mit Aufdeckfunktion zum Selbstlernen von Stilmitteln, Kadenzen, Metrum u. v. m.

    Textopus App

    Textopus-App

    € 4,99/Jahr
    In-App-Kauf

    Die Android-Version erscheint in Kürze!

    Apple App Store
    Google Play Store
    Klett Digitale Unterrichtsassistenten

    Für Lehrkräfte

    Kostenlos in ausgewählten Digitalen Unterrichtsassistenten der Deutsch-Lehrwerke des Ernst Klett Verlags
    Deutsch kompetent

Ernst Moritz Arndt
(17691860)

* 26.01.1769 in Groß Schoritz, † 29.01.1860 in Bonn

männlich, geb. Arndt

deutscher Historiker, Publizist und Politiker

(Aus: Wikidata.org)