Eisenbahnerstreik

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Kurt Tucholsky: Eisenbahnerstreik (1912)

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Unnötig.
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Aber ohne jedes Recht.
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Die Frau, die Kinder wollen Schuhe.
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Wißt ihr, wie solcher Dienst den Körper schwächt?
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Tag–, Nachtschicht und das bißchen Ruhe.

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Ja, standet ihr schon mal am Führerstand?
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Der Kessel glüht – es ziehn die Winde.
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Heiß-kalt, kalt-heiß wird seine Führerhand . . .
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Wo ist sein Sinn! Bei seinem Kinde?

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Wo ist sein Sinn? Die Augen spähn: »Fahrt frei!«
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Er darf nicht einen Griff versäumen.
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Er sieht das Vorsignal und Weiche III –
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Ihr könnt auf weichen Polstern träumen,

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Wollt ihr nicht sichere Fahrt durch euer Land?
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Wie soll der Dienst tun mit den Sorgen?
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Zweihundert Leben in der einen Hand –
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und dieser Hand will keiner, keiner borgen?

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Er hats nicht leicht der Mann vom Flügelrad.
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Stets droht der Tod. Er soll nicht ein Mal fehlen.
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Ihr tuts für euch. Macht seine Kinder satt!
21
Wer fünf Milliarden für die Reichswehr hat:
22
der darf uns nichts von Sparsamkeit erzählen!

(Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024. Ursprünglich aus: Deutsches Textarchiv, CC BY-SA 4.0.)

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Kurt Tucholsky
(1890–1935)

* 09.01.1890 in Berlin, † 21.12.1935 in Göteborg

männlich, geb. Tucholsky

Suizid | Überdosis

deutscher Journalist und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)