Die Zeit ist nah

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Clara Müller-Jahnke: Die Zeit ist nah (1882)

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Ein Gloria singend geht die Winternacht
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durch Schneegefilde; keines Sternbilds Pracht
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schaut aus den schwarzverhüllten Himmeln nieder, –
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durch eisbereifte Fenster aber bricht
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ins Straßendunkel eine Flut von Licht
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und eine Woge kindhaft süßer Lieder.

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In Bethlems Tälern nicht, – nicht weltenfern
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und himmelhoch glänzt heut der Weihnacht Stern,
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nach dessen Strahl die Brust sich sehnend weitet:
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die Zeit ist nah, wo licht und hüllenlos,
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wo neugeboren aus der Menschheit Schoß
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die Liebe durch des Elends Nächte schreitet.

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Die Zeit ist nah, wo jede Klage schweigt,
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wo jedem Flehn ein menschlich Herz sich neigt,
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Das Bruder heißt den Irrenden und Armen, –
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wo sich der Keim aus brauner Scholle drängt
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und Licht und Wärme als sein Recht empfängt
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und nicht als Bettelgabe – aus Erbarmen!

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Die Zeit ist nah: schon blüht ein bleiches Rot
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im Osten auf, – schon zuckt in heißer Not
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ein letztes Wehe durch der Menschheit Glieder;
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sie ruft und ringt – der Dämmerung Schleier fällt:
23
erlösungsfreudig steigt zur dunklen Welt
24
das Himmelskind, die goldne Liebe, nieder.

(Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024. Ursprünglich aus: Deutsches Textarchiv, CC BY-SA 4.0.)

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Clara Müller-Jahnke
(18611905)

* 05.02.1861 in Łęczno, † 04.11.1905 in Rahnsdorf

weiblich, geb. Müller

deutsche sozialistische Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin

(Aus: Wikidata.org)