Stanzen

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Friedrich Schlegel: Stanzen (1800)

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Wie Blätter dunkles Grün um Blumen ranken,
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Als ob es gern die Glut der Farben kühlte,
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Weil sonst das Auge würd' im Glanz erkranken,
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Wenn es berauscht im Blumenfeuer wühlte,
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Wo rote, weiße, bunte Strahlen wanken,
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Nicht auch im Grün das Licht gemildert fühlte;
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So möcht' ich, dich umarmend, Märchen weben,
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Die Flammen durch Geschwätz zu lindern streben.

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Die Flammen, wo den süßen Tod wir starben,
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Den du, ein scheues Kind sonst, nimmer scheutest,
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Seit meine Bitten deine Huld erwarben,
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Wo sterbend du zum Leben mich erneutest,
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Und, glaubt' ich schon im Überfluß zu darben,
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Durch Reiz im Reiz dich freuend mich erfreutest:
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Sie werden unsern holden Leib verzehren,
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Wenn wir nicht ihrem süßen Gifte wehren.

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Doch weil, wo Frag' und Antwort wechselnd spielen,
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Die Lippen bald sich inniger vermählen,
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Und im Geflüster süße Pfeile zielen;
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So möcht' ich andre Stundentäuschung wählen,
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Und wüßt' ich nur, wie sie dir wohlgefielen,
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Dir reizende Geschichtchen neu erzählen,
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Die du anhörtest, weichlich hingegossen,
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Als kämen süß vom Himmel sie geflossen.

(Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024. Ursprünglich aus: Deutsches Textarchiv, CC BY-SA 4.0.)

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Friedrich Schlegel
(1772–1829)

* 10.03.1772 in Hannover, † 11.01.1829 in Dresden

männlich, geb. Q42865417

| Schlaganfall

deutscher Kulturphilosoph, Kritiker, Literaturhistoriker und Übersetzer

(Aus: Wikidata.org)