Elegie

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Ludwig Gotthard Kosegarten: Elegie (1798)

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Meine Ida, der Lenz, der Lenz beginnet. Ich
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hab' ihm
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Eben entgegen gegrüsst, hab' ihn den Hü-
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gel herab
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Schweben gesehen. Er sah so freundlich. Ein buh-
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lendes Lüftchen
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Haucht' um den rosigen Hals sein hyazin-
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thenes Haar.
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Gräschen und Blümchen entsprossen des Schreiten-
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den schwebendem Tritte,
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Schnee und Reif zerschmolz seinem erlauen-
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den Hauch.
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Silberstiebende Bächlein durchrieseln schon schwat-
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zend die Fluren,
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Blitzen im Sonnenstrahl, spiegeln die Sonne
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zurück.
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Zwiefach Leben durchströmt mir das Blut. Gleich
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der Lerch' in den Lüften,
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Gleich dem Schwan im Teich, fühl' ich mich
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freudig und frisch;
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Denn der Lenz beginnt. Wer wollte des kehrenden
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Lenzes
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Sich nicht erfreuen, verjüngt mit der ver-
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jüngten Natur,
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Nicht die offenen Fluren durchtanzen im luftigen
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Sprunge,
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Nicht lautjauchzend dem Lenz Freudebe-
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grüssungen schrein?
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Ida, der Lenz beginnt. Komm, Tochter sanfterer
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Freuden,
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Komm mit mir aufs Feld. Siehe, der Frost
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ist dahin,
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Und der Schnee ist zerschmolzen. Es rötheln die
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Äste der Haseln,
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Und das braune Gebirg lichtet das düstere
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Moos.
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Neues Leben durchwimmelt die Fluren; den Süm-
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pfen entgurgeln
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Frösche; der Erd' entwühlt schwirrend
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Gewürm; in der Luft
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Schallt es vom Jubelgesang der triumphirenden
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Lerche.
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Mit des werdenden Tags spriessendem blas-
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sestem Strahl
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Schwingt sich die Sängerin himmelempor, und singt,
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bis die Dämmrung
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Berg' und Thale verhüllt, fröhlich das fröh-
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liche Lied.
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Komm denn, mildes Mädchen, du Freundin edler
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Gefühle,
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Komm mit mir aufs Feld. Jubelnd, froh-
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lockend empfahn
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Wird dich der Frühling, wird „Braut“ dich grüssen,
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und seinem Gelüste
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Duftender um dich zu wehn, seinem gefie-
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derten Chor
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Schmelzender um dich zu flöten gebieten — Und
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ach, Geliebte,
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Eine Ahnung der Wonn' schauert mir sanft
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durch das Herz —
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Ach vielleicht, dass auch dich des Schmeichlers
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kosendes Flistern
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Neue Empfindungen lehrt, dass dir die ath-
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mende Brust
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Ungewöhnlicher schwillt, in süssem verworrenem
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Trübsinn
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Dein unschuldiges Herz seufzet, dein rüh-
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rendes Aug'
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Rührender noch und schmachtender blickt, die er-
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blassende Wange
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Neue Rosen umblühn, klagender noch dein
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Gesang
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In den Lerchengesang mit einweht, sinnend und
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träumend
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Du den Garten durchirrst, bis dich um-
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schattet die Nacht —
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Meine Ida, ach das ist Geist der Liebe. Des Früh-
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lings
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Geist ist dem ihren verwandt. Unter den
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Blumen des Hayns
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Sah ich das trauliche Paar oft spielen. Dann lehr-
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ten sie Liebe,
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Liebe den Bach und die Flur, Liebe den
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Busch und den Wald.

(Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024. Ursprünglich aus: Deutsches Textarchiv, CC BY-SA 4.0.)

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Ludwig Gotthard Kosegarten
(17581818)

* 01.02.1758 in Grevesmühlen, † 26.10.1818 in Greifswald

männlich

deutscher Pastor, Professor und Dichter

(Aus: Wikidata.org)