Mahomets-Gesang

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Johann Wolfgang Goethe: Mahomets-Gesang (1772)

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Seht den Felsenquell,
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Freudehell,
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Wie ein Sternenblick;
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Über Wolken
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Nährten seine Jugend
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Gute Geister
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Zwischen Klippen im Gebüsch.

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Jünglingfrisch
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Tanzt er aus der Wolke
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Auf die Marmorfelsen nieder,
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Jauchzet wieder
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Nach dem Himmel.

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Durch die Gipfelgänge
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Jagt er bunten Kieseln nach,
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Und mit frühem Führertritt
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Reißt er seine Bruderquellen
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Mit sich fort.

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Drunten werden in dem Tal
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Unter seinem Fußtritt Blumen,
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Und die Wiese
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Lebt von seinem Hauch.

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Doch ihn hält kein Schattental,
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Keine Blumen,
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Die ihm seine Knie umschlingen,
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Ihm mit Liebesaugen schmeicheln:
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Nach der Ebne dringt sein Lauf
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Schlangenwandelnd.

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Bäche schmiegen
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Sich gesellig an. Nun tritt er
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In die Ebne silberprangend,
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Und die Ebne prangt mit ihm,
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Und die Flüsse von der Ebne
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Und die Bäche von den Bergen
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Jauchzen ihm und rufen: »Bruder!
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Bruder, nimm die Brüder mit,
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Mit zu deinem alten Vater,
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Zu dem ew'gen Ozean,
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Der mit ausgespannten Armen
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Unser wartet,
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Die sich, ach! vergebens öffnen,
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Seine Sehnenden zu fassen;
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Denn uns frißt in öder Wüste
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Gier'ger Sand; die Sonne droben
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Saugt an unserm Blut; ein Hügel
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Hemmet uns zum Teiche! Bruder,
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Nimm die Brüder von der Ebne,
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Nimm die Brüder von den Bergen
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Mit, zu deinem Vater mit!«

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»kommt ihr alle!«
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Und nun schwillt er
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Herrlicher; ein ganz Geschlechte
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Trägt den Fürsten hoch empor!
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Und im rollenden Triumphe
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Gibt er Ländern Namen, Städte
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Werden unter seinem Fuß.

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Unaufhaltsam rauscht er weiter,
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Läßt der Türme Flammengipfel,
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Marmorhäuser, eine Schöpfung
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Seiner Fülle, hinter sich.

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Zedernhäuser trägt der Atlas
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Auf den Riesenschultern: sausend
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Wehen über seinem Haupte
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Tausend Flaggen durch die Lüfte,
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Zeugen seiner Herrlichkeit.

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Und so trägt er seine Brüder,
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Seine Schätze, seine Kinder
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Dem erwartenden Erzeuger
68
Freudebrausend an das Herz.

(Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024. Ursprünglich aus: Deutsches Textarchiv, CC BY-SA 4.0.)

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Johann Wolfgang von Goethe
(17491832)

* 28.08.1749 in Frankfurt am Main, † 22.03.1832 in Weimar

männlich, geb. Goethe

natürliche Todesursache | Herzinfarkt

deutscher Dichter, Dramatiker, Naturforscher und Politiker (1749–1832)

(Aus: Wikidata.org)