48. De Meckelnbörger

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Fritz Reuter: 48. De Meckelnbörger (1842)

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Dor was mal ens in Meckelnborg
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En oll Inspekter, sihr bekannt,
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Mit Namen Krischan Korl Georg
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Un Zamel Ludwig Peiter Brandt;
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Doch alltausamen, de em kennten,
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Em man den Schimmel-Brandten nennten,
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Nich wil hei just all schimmeln ded,
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Ne, wil hei einen Schimmel red.
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Un de dürft ok so swack nich sin,
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Wenn hei süll den Inspekter drägen,
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Denn unse Brandt, so as hei stünn,
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Künn an dreihunnert Pund woll wägen,
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Und doran fehlt kein einzigst Pund.
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Un dorbi was hei kerngesund
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Un hadd dorbi tau jeder Tid
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En ganz kaptalen Appetit.
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So'n Schinken von en Pundner teihn,
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Den putzt hei so taum Frühstück bloß,
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Un dorbi was em gor nicks los,
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Un nicks nich was em antauseihn.
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Un einmal säd hei tau sin Fru: »Den Dunner Hagel!
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So'n Gaus is doch en snakschen Vagel:
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Von eine einzige allein dor ward
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Taum Frühstück keiner richtig satt,
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Un ett man twei, de 'n beten grot,
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Verdarwt man sick dat Middagbrod.«
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Dortau drunk hei en gaud Glas Win,
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Un denn recht velen müßt dat sin.

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Eins führt hei nah den Wullmarkt tau Berlin.
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Bald was sin Wull denn ok verköfft,
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Un hei hadd makt en gaud Geschäft,
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Doch ihr hei wedder weg wull führen,
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Wull hei de Stadt beseihn en beten
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Un sick en beten verlustieren;
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Vör allen wull hei äwerst
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En Bummler bröcht vör gauden Lohn
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Em denn ok nah 'ne Rest'ratschon,
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Wo dat up't mäglich Finste was.
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Dat kamm em denn nu schön tau Paß,
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Un as hei achter'n Disch hett seten,
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Dunn röppt hei: »Hür, min Sähn! Markür!
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Oh, bring' mi mal en beten Eten!«
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»jawohl, mein Herr! Was wünschen Sie?«
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Un giwwt den Oll'n 'ne Stripp Poppier,
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Worup dat all tau lesen stunn,
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Wat jeder för sin Geld hir krigen kunn.
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Na, Schimmel-Brandt, de lest un lest;
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Hir's vel för Hunger un för Döst,
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Doch durt dat lang, ihr hei wat süht,
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Worup hei rechten Appetit
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Un so'n rechten Giwwel hadd.
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Doch endlich seggt hei tau den Jungen:
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»na, bring mi Spars' un Duwenbrad
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Un ok en Stückschen Ossentungen.«
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De Jung', de löppt un bringt em 'ne Potschon.
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»wo?« seggt uns' Brandt, »wo? Dat is 'ne Potschon?
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Entfahmte Slüngel, segg, wat denkst du di?
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Wo kannst mi so en Happen gewen?
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Dat is en Lickup man för mi.
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Bring glik mal rin en Stückner säben,
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Un hal sei fix un nich to tarig;
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Mit des' dor bün ick nu all farig.«
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De Jung', de bringt s' nu alle säben,
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Un Brandt lett sick en Achtel Rodspon gewen.
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De Jung, de löppt un set't en Gläsken hen.
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»du Schapskopp? Segg, wat denkst du denn?
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Paß up! Süs giwwt dat eine Tachtel.
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Dat Drüpping? Nennst du dat en Achtel?
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Dor lop man glik den Saal entlanker
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Un hal mi mal en Achtel-Anker.«
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Nu würden em fiw Buddeln bröcht.
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»so!« seggt uns' Brandt, »so! Nu is't recht!
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Doch bring' noch n' beten Hiringss'lat. –
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So, nu, min Sähn, nu heww 'ck min Mat.«
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Un dormit fängt hei an tau eten.

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En Mann, de an den Disch hett seten
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Un sine Red mit an hett hürt,
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De rückt nu neger nah em ranner
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Un süht, wo eine Duw' so nah de anner
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In sinen Buk herin spaziert
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Un wo hei tau sin Buddeln spreckt
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Un ehr den Hals all fiwen breckt.
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De anner was en richtiges Berliner Kind
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Un fröggt: »Oh, um Verjebung! Herr, Sie sind
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Doch janz jewiß en Mecklenburger?«
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»so?« seggt uns' Brandt un ward betahlen,
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»villicht von wegen den Duwenbraden?
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Na, ditmal heww'n Sei richtig raden:
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Ick bün en rechten Natschonalen.«

(Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024. Ursprünglich aus: Deutsches Textarchiv, CC BY-SA 4.0.)

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Fritz Reuter
(18101874)

* 07.11.1810 in Stavenhagen, † 12.07.1874 in Eisenach

männlich, geb. Reuter

plattdeutscher Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)