Carpe diem

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Martin Opitz: Carpe diem (1618)

1
Ich empfinde fast ein Grauen
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Daß ich, Plato, für und für
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Bin gesessen über dir;
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Es ist Zeit hinauß zu schauen
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Und sich bey den frischen Quellen
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In dem Grünen zu ergehn,
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Wo die schönen Blumen stehn
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Und die Fischer Netze stellen.

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Worzu dienet das Studieren
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Als zu lauter Ungemach?
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Unter dessen laufft die Bach
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Unsers Lebens, das wir führen,
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Ehe wir es inne werden,
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Auff ihr letztes Ende hin,
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Dann kömpt ohne Geist und Sinn
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Dieses alles in die Erden.

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Hola, Junger, geh' und frage
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Wo der beste Trunck mag seyn,
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Nimb den Krug und fülle Wein.
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Alles Trauren, Leid und Klage
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Wie wir Menschen täglich haben,
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Eh' uns Clotho fort gerafft,
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Will ich in den süssen Safft,
24
Den die Traube gibt, vergraben.

25
Kauffe gleichfals auch Melonen.
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Und vergieß deß Zuckers nicht;
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Schaue nur, daß nichts gebricht.
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Jener mag der Heller schonen,
29
Der bey seinem Gold' und Schätzen
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Tolle sich zu krencken pflegt
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Und nicht satt zu Bette legt;
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Ich wil, weil ich kan, mich letzen.

33
Bitte meine gute Brüder
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Auff die Music und ein Glaß;
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Kein Ding schickt sich, dünck mich, baß,
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Als ein Trunck und gute Lieder.
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Laß' ich schon nicht viel zu erben,
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Ey, so hab ich edlen Wein;
39
Wil mit Andern lustig seyn,
40
Wann ich gleich allein muß sterben.

(Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024. Ursprünglich aus: Deutsches Textarchiv, CC BY-SA 4.0.)

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Martin Opitz
(15971639)

* 23.12.1597 in Bolesławiec, † 20.08.1639 in Danzig

männlich, geb. Opitz

natürliche Todesursache | Pest

deutscher Dichter des Barock

(Aus: Wikidata.org)